5. Zuschauergruppen und Empfehlungen an die Kanäle
Die die Umfrage auf den Social Media Kanälen von Orkenspalter TV, den Alriks und Ulisses Spiele geteilt wurde, sind die Ergebnisse der ersten beiden Fragen “Welche Let´s Plays schaust Du?“ und „Welche Systeme bevorzugst Du?“ recht stark durch diese Distributionswege gekennzeichnet. So schneiden diese Kanäle und die dort präsentierten Systeme wahrscheinlich überproportional stark ab.
Nichtsdestotrotz lassen sich aus beiden Fragen auch ein paar repräsentative Ergebnisse (Siehe Infobox) ziehen. So lassen sich die Kanäle in zwei Gruppen einteilen. Zum einem sind dies die Kanäle, die überwiegend von einem Stammpublikum verfolgt werden (Die Alriks, Orkenspalter TV, Rocket Beans Pen & Paper und Ulisses Spiele) und diejenigen, die eher von einer digitalen Laufkundschaft geschaut werden (Ben & Paper, Orkig im Geschmack und Pen and Peter). Ein großer Teil schaut aber auch meist selten andere deutsche (421 Befragte) und andere englische Let´s Plays (364 Befragte) (Diagramm 1.1). Im Schnitt verfolgen die Befragten 5,2 unterschiedliche Kanäle. Dabei wird ein Kanal häufig und 1,5 Kanäle werden regelmäßig geschaut, was insgesamt auf eine recht treue Stammzuschauerschaft schließen lässt (Diagramm 1.2).
Bei den Systemen liegen die beiden Klassiker DSA (370 Befragte / 54,6%) und Cthulhu (362 Befragte / 53,7%) nahezu gleich auf. Gefolgt werden sie von D & D (217 Befragte / 32,1%), Shadowrun (154 Befragte /22,8%), HeXXen 1733 (77 Befragte / 11,4%) und World of Darkness (70 Befragte / 10,3%) (Diagramm 2). Dabei überschneidet sich die Anhängerschaft der beiden großen Systeme DSA und Cthulhu recht stark. Dies gilt ebenso für die vier weiteren großen Systeme jeweils mit einer Ausnahme. So bevorzugen nur 33,6% der D & D Fans auch DSA und nur 40% der World of Darkness Fans auch Cthulhu (Diagramm 2.2 und 2.3).
5.1 Der Durchschnittszuschauer
Der Durchschnittszuschauer ist in der Regel ein recht treuer Zuschauer. So geben 50% der Befragten an, dass sie sowohl One Shots als auch Longplays in der Regel bis zum Schluss verfolgen. Weitere 12% verfolgen One Shots und weitere 7% verfolgen Longplays in der Regel bis zum Schluss (Diagramm 5). Dabei hat der Durchschnittszuschauer keine ausgeprägte Tendenz für One Shots oder Longplays (Kampagnen). 67% finden beide Formate gleichermaßen gut und in etwa gleichviele (17% bzw. 16%) bevorzugen Longplays oder One Shots (Diagramm 3), die sie bevorzugt in möglichst wenigen langen Videos verfolgen (Diagramm 4). Dabei schauen sie die Videos vorwiegend, wie es ihnen gerade passt (64% der Befragten), während in etwa gleich auf die Folgen wie bei einer Serie kurz nach der Veröffentlichung (19%) oder wie einen Spielfilm am Stück schauen (17%) (Diagramm 6).
Der Durchschnittszuschauer schaut dabei Let´s Plays vorwiegend aus Unterhaltungsgründen an. Erfahrungen mit dem System zu sammeln ist ihm nicht besonders wichtig (23,3%). Er mag ein spannendes Abenteuer (87,2%), in dem die Charaktere gut gespielt (84%) und das gut geleitet wird (78%) (Diagramm 7.1). Ist dies nicht vorhanden, so schaut er nicht weiter. Darüber hinaus muss ihm aber auch das System gefallen (34,8%). Gegenüber Spoilern auf das Abenteuer ist er nicht sonderlich empfindlich (15%) (Diagramm 8.1). Ein absolutes No-Go ist eine schlechte Bild- und Tonqualität. Teilweise hat er Schwierigkeiten das nächste Video zu finden (27,2%) und beklagt den zu großen Abstand zwischen den Veröffentlichungen (25%) (Diagramm 9.1).
5.2 Der Stammzuschauer
Unter dem Stammzuschauer werden hier diejenigen verstanden, die sowohl One Shots als auch Longplays (Kampagnen) in der Regel bis zum Schluss verfolgen (Diagramm 5). Da diese mit 50% den bei weitem größten Teil der Befragten ausmachen, prägen sie auch das Bild des Durchschnittszuschauers. Dennoch erscheinen in der differenzierten Betrachtung einige Abweichungen.
So bevorzugen beim Stammpublikum noch mehr weder One Shots oder Longplays (83% zu 67%), aber unter denjenigen, die eines der beiden Formate bevorzugen, liegen mit 14% zu 3% eindeutig die Longplays vorne (Diagramme 3 und 3.2). Ebenso ist bei dem Stammpublikum die Tendenz zu möglichst wenigen langen Videos stärker ausgeprägt (Diagramme 4 und 4.2). Das Stammpublikum schaut sich die Videos dabei spezifischer als der Durchschnitt an. So schauen 23% die Videos wie einen Spielfilm und 20% wie eine Serie kurz nach der Veröffentlichung an (Diagramm 6 und 6.2).
Beim Stammpublikum ist auch die Tendenz zur Unterhaltung stärker ausgeprägt als im Durchschnitt. Noch weniger als dem Durchschnitt interessiert es den Stammzuschauer Erfahrungen mit dem System zu sammeln (16,9% zu 23,3%) (Diagramm 7.1). Gegenüber Spoilern ist er aber etwas empfindlicher (17,3% zu 15%) (Diagramm 8.1). Bei den technischen und inszenatorischen Abbruchgründen entspricht der Stammzuschauer weitestgehend dem Durchschnittszuschauer. Gegenüber dem Fehlen einer Überleitung (6,5% zu 10%) und nervigen Unterbrechungen (10,7% zu 12,9%) ist er sogar noch unempfindlicher (Diagramm 9.1).
5.3 Der Entscheidungszuschauer
Unter dem Entscheidungszuschauer, oder auch Entscheider, werden hier diejenigen Zuschauer verstanden, die kurz in ein Video reinschauen und sich dann entschieden, ob sie ein Abenteuer, eine Kampagne auch bis zum Schluss verfolgen (Diagramm 5). Diese sind mit 24% die zweitgrößte Zuschauergruppe und weichen dabei zum Teil recht stark vom Durchschnittszuschauer und dem Stammzuschauer ab.
So zeigen Entscheider eine stärker ausgeprägte Präferenz für eines der beiden Formate, wobei One Shots (21%) etwas beliebter als Longplays (19%) sind (Diagramm 3 und 3.1). Diese werden auch etwas lieber in mehreren kurzen Videos geschaut (Diagramm 4 und 4.1). Mit 77% schauen sie die Videos auch noch stärker, wie es ihnen gerade passt (Diagramme 6 und 6.1).
Zwar ist unter Entscheidern die Tendenz zur Unterhaltung ebenfalls am stärksten ausgeprägt, aber das Sammeln von Erfahrungen mit einem System ist für sie von deutlich größerer Bedeutung, als es für den Durchschnitt ist. Für 34,2% von ihnen ist Erfahrungen mit einem System zu sammeln ein wichtiger Grund, während es im Durchschnitt nur 23.3% und unter den Stammzuschauern nur 16,9% sind (Diagramm 7.1).
Gegenüber schlechten Spielern (59% zu 45,8%) und einer schlechten Spielleitung (46% zu 36,6%) sind die Entscheider empfindlicher als der Durchschnitt. Während ihnen der Spannungsfaktor des Abenteuers weniger wichtig ist (55,8% zu 59,4%). Entscheider legen aber mehr Wert auf authentisches Rollenspiel (17,2% zu 13,8%) und sind gegenüber der Länge von Longplays (12,9% zu 9,6%) und One Shots (8% zu 5%) empfindlicher (Diagramm 8.1).
Bei den technischen und inszenatorischen Abbruchgründen haben Entscheider etwas mehr Schwierigkeiten das nächste Video zu finden (31.2% zu 27,2%). Insbesondere eine zu lange Playlist (18,1% zu 14,1%) und eine fehlende Überleitung zum nächsten Video (12,3% zu 10%) hindern sie dabei mehr, als es den Durchschnitt tut.
5.4 Empfehlungen für die Kanäle
Die Ergebnisse der Umfrage legen nahe, dass die Kanäle ihr Programm in zwei Bereichen stärker an den Bedürfnissen des Publikums ausrichten können.
Zum einem kann an der Auffindbarkeit der weitern Teile des Videos gearbeitet werden. Hier empfiehlt es sich die jeweiligen Teile eines Let´s Plays untereinander besser zu verlinken. Ebenfalls kann an der Übersichtlichkeit und länge der Playlists gearbeitet werden. Recht häufig erscheinen die dem Publikum zu lang und zu unübersichtlich.
Zum anderem kann es sich für die Kanäle lohnen, ihre Let´s Plays zielgruppenspezifischer zu entwickeln. Es empfehlen sich zwei unterschiedliche Formate, die sich entweder auf ein fast ausschließlich an Unterhaltung interessiertem Publikum oder auf ein verstärkt an Informationen interessiertem Publikum ausrichten. Die Formate sollten durch unterschiedliche Namen klar voneinander getrennt sein.
5.4.1 Das Unterhaltungsformat
Das Unterhaltungsformat ist das derzeit vorherrschende Format auf den Kanälen. Es zielt dabei auf den Erhalt des Stammpublikums. Es sollte dabei verstärkt auf längere Kampagnen mit einem guten Spannungsbogen gesetzt werden. Regeln sollten weitestgehend in den Hintergrund rücken. Die Abenteuer sollten dabei vorwiegend aus einem der beiden großen Systeme DSA oder Cthulhu stammen. Diese können aber durchaus mit Abenteuern aus anderen Systemen ergänzt werden. Wobei es sich empfiehlt, DSA nicht mit D & D und Cthulhu nicht mit World of Darkness zu kombinieren.
Die Kampagnen sollten dabei in möglichst wenigen langen Videos zur Verfügung gestellt werden. Die Videos sollten in einem nicht zu großen Abstand veröffentlicht und der nächste Veröffentlichungstermin sollte angekündigt werden. Es empfiehlt sich auch die jeweils anderen Teile der Kampagne unter den Videos zu verlinken.
5.4.2 Das Informationsformat
Das Informationsformat zielt stärker auf die Gewinnung eines neuen Publikums. One Shots eigenen sich hierfür besonders gut. Regeln haben in diesem Format eine größere Bedeutung, sollten aber nicht zu stark zu Lasten des Rollenspiels gehen. Der Spannungsbogen des Abenteuers bleibt wichtig, kann hier aber durchaus ein wenig darunter leiden. Evtl. können hier Out-of-Character-Kommentare verstärkt eingesetzt werden.
In diesem Format können unbekanntere Systeme vorgestellt werden. Es ist aber nicht darauf beschränkt. Es können z. B. auch spezifische Spielsituationen (Kampf oder Intrigen), Regelerweiterungen bekannter Systeme oder das Spiel in bestimmten Regionen thematisiert werden. Die Videos sollten dabei recht kurz sein und ein eher kurzes, aber spannendes Abenteuer mit Unterhaltung und Informationsvermittlung verbinden. Einem abschließenden Was-wäre-wenn-Teil und den Fragen des Publikums käme dabei eine größere Bedeutung zu.
2 Gedanken zu „Auswertung III: Fazit Pen and Paper Let´s Plays“
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